„Stolz auf ältesten Kulturträger“: Wittinger Schützen feiern ihr 400-jähriges Bestehen
Als die ersten Fackelträger am späten Donnerstagabend von der Neuen Straße in die Lange Straße einbogen, war der Wittinger Marktplatz schon längst mit Menschen gefüllt.
Mehrere hundert Zuschauer eine genauere Schätzung fiel im schwindenden Licht schwer wollten den Großen Zapfenstreich der Wittinger Schützengesellschaft miterleben. Die Zeremonie wurde zu einem feierlichen ersten Highlight des fünftägigen Jubiläumsschützenfestes.
Der Spielmannszug und der Musikzug aus Hankensbüttel sowie die mehr als 70 Fackelträger aus den Reihen der Wittinger Schützen marschierten durch eine Gasse zwischen den Besuchern auf den Platz direkt vor der St. Stephanuskirche und nahmen dort Aufstellung. Kommandeur Uwe Schulze gab die Kommandos und meldete den Großen Zapfenstreich an die protokollarisch höchstrangigen Anwesenden: den amtierenden Schützenkönig Michael Spatz mit seiner Königin Silke Krüger und Adjutant Denis Jaworski sowie Landrat Dr. Andreas Ebel und Stadtbürgermeister Karl Ridder.
Auf dem Marktplatz wurde es mucksmäuschenstill, bis der Musikzug unter dem Dirigat von Siegfried Cordes zur Serenade ansetzte. Diese bestand aus drei Stücken: dem "1. Bataillon-Gardemarsch", "Des Großen Kurfürsten Reitermarsch" und dem "Torgauer Marsch". Dann folgte der eigentliche Große Zapfenstreich, an dessen Ende großer Beifall für die Akteure stand. Die Leitung des Spielmannszuges hatte Kerstin Dammann. Auch zahlreiche Hankensbütteler, die "ihre" Musik-Ensembles hören und sehen wollten, waren im Publikum auf dem Marktplatz.
So endete im letzten Licht der Dämmerung der Auftakt-Abend zur fünftägigen 400-Jahr-Feier, der um 19 Uhr mit dem Kommers in der Stadthalle begonnen hatte. Dort begrüßte Uwe Schulze als Vorsitzender der Schützengesellschaft rund 430 geladene Gäste aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft. 30 befreundete Schützenvereine hatten Abordnungen geschickt, ebenso wie acht weitere Vereine.
Auch der Kommers wurde vom Spielmannszug (in der Stadthalle unter der Ägide von Katharina Rodewald) und vom Musikzug aus Hankensbüttel musikalisch begleitet. Schulze gab in seiner Begrüßung einen kurzen historischen Abriss zur Geschichte der Schützengesellschaft. Die drei wichtigsten Säulen des Vereins seien bis heute der Schießsport, die Traditionspflege und die Gemeinschaft untereinander. Augenzwinkernd verwies er auf Privilegien vergangener Zeiten: "Heute bekommt der Schützenkönig leider keine Steuererleichterungen mehr, sondern muss vielmehr noch einen ausgeben."
Stadtbürgermeister Karl Ridder eröffnete den Reigen der Grußworte: "Wir sind stolz auf den ältesten Kulturträger der Stadt Wittingen." Den Schützen attestierte er, sich stets auch weiterentwickelt zu haben: "Tradition ist nicht das Bewahren der Asche." Landrat Dr. Andreas Ebel lobte die Integrationskraft der Schützen und hatte einen Knisterumschlag mitgebracht: "Ein Fass Bier von mir." Die Landtagsabgeordnete Ingrid Klopp bezeichnete das Schützenwesen als "bunten und besonders lebendigen Teil unserer Kultur".
Harald Bohne, Vorsitzender des Kreisschützenverbandes Isenhagen-Wittingen, ebenfalls mit einem Umschlag angetreten, würdigte die Wittinger Schützengesellschaft als "eine der ältesten in ganz Norddeutschland". Die Verbindung von Schießsport und Geselligkeit schaffe im Internet-Zeitalter "echte Kommunikation". Der Präsident des niedersächsischen Sportschützenverbandes, Axel Rott, betonte, dass es landesweit 2500 Schützenvereine gebe: "Keine Organisation hat in den Dörfern so viele Stützpunkte wie wir." Er hatte ebenso ein Präsent mitgebracht wie die Vizepräsidentin des Landessportbundes Niedersachsen, Gabriele Wach.
Und Rott hob einen Wittinger Schützen besonders hervor: "Hinrich Tietjen repräsentiert unser Schützenwesen wie kein Präsident und kein Vorsitzender." Dafür gab es reichlich Applaus. Tietjen hatte zuvor schon einen Präsentkorb erhalten der 91-Jährige macht noch aktiv mit und hat umfänglich an der Festschrift mitgewirkt, die im Saal verteilt wurde.
Dank für die mehr als zwei Jahre währende Vorbereitungen für das Jubiläum richtete der zweite Vorsitzende Thorsten Meyer an das federführende Orga-Team mit Ulrich Burmeister, Jens König und Alexander Müller, an den Vorsitzenden Uwe Schulze sowie an Norbert Heinrichs, bei dem die Fäden zusammenliefen, und der sich deshalb über einen Präsentkorb freuen durfte. Dank ging auch an die Sparkasse Gifhorn-Wolfsburg für maßgebliche finanzielle Unterstützung, an alle anderen Sponsoren, an die Feuerwehr für die geleistete Hilfe, an Stadt und Ortsrat für finanzielle und logistische Unterstützung, an das Festwirt-Team von "Dans op de Deel", an die Firma Winkelmann für die Blumen-Deko in der Stadthalle und an Jörg Friedrichs, der mit seiner Mannschaft das Buffet kredenzte.
Quelle: AZ-Online (Text: Holger Boden)
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